Das Manifest

Was uns eint und wofür wir uns einsetzen

„FAIR“ ist eine Initiative von zukunftsorientierten und engagierten Bäuerinnen und Bauern aus Familienbetrieben der ganzen Schweiz, die sich für faire Milchpreise einsetzen. Sie haben sich im Verein für faire Milchpreise zusammengeschlossen. Das Hauptziel der Initiative ist es, Bewusstsein für die schwierige Situation der Milchproduzentinnen und Milchproduzenten zu schaffen und eine Verbesserung des aktuellen Milchpreises herbeizuführen, mit Preisen, die ihnen ein existenzsicherndes Einkommen garantieren.

Im Zentrum unserer Initiative steht das Label FAIR. Wir laden die Milchverarbeiter und Grossverteiler dazu ein, ihre Milchprodukte mit dem Label FAIR zu kennzeichnen und damit ihre Solidarität mit den Anliegen der Bäuerinnen und Bauern zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig appellieren wir an die Konsumentinnen und Konsumenten, beim Einkauf gezielt auf faire Preise für die Bauernfamilien zu achten.

Der Verband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) unterstützt die Initiative für mehr Unternehmertum, existenzsichernde Einkommen und bestmögliches Tierwohl. Er begleitet die Initiantinnen und Initianten und berät sie bei Vertrieb und Verkaufsförderung.

Wer steht dahinter

Wir sind Bäuerinnen und Bauern von Familienbetrieben aus der ganzen Schweiz. Was uns vereint: Wir produzieren seit Generationen Schweizer Milch, so wie es schon unsere Eltern und Grosseltern getan haben. Wir tun dies mit Freude, Leidenschaft und nach modernsten Methoden. Unser Anspruch ist es, qualitativ hochwertige und natürliche Milch zu produzieren – sei dies Trinkmilch oder zur Herstellung von weiteren Milchprodukten wie Käse, Butter, Rahm und Joghurt. Vom Verkauf dieser Milch möchten wir und unsere Familien leben können. Wir finden: Das ist nichts als FAIR – für unsere Tiere, für die Konsumentinnen und Konsumenten und für unsere tägliche Arbeit!

Unsere Milch ist begehrt und wird geschätzt …

Die Marktforschung zeigt: Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten legen Wert darauf, dass die Milch aus der Schweiz kommt, wenn möglich sogar aus der Region. Die Gründe liegen auf der Hand: Schweizer Milch unterliegt den strengsten Tierschutzvorschriften weltweit. Zudem dominieren in der Schweiz kleinere, überschaubare Familienbetriebe, die Milch legt kürzere Transportwege zurück und die Kontrollmechanismen sind zuverlässig.

… jedoch ungenügend entlöhnt

Obwohl unsere Premium-Milch geschätzt wird, erzielen wir damit kaum noch kostendeckende Preise. Für Milch, die im Laden für etwa CHF 1.80 verkauft wird, erhalten wir im Durchschnitt 71 Rappen – bei Gestehungskosten von 95 Rappen. Das ist nicht fair. Das ist nicht kostendeckend. Das reicht nicht zum Überleben! Viele Bäuerinnen und Bauern kämpfen mit Existenznöten und können die Milchproduktion und ihren Betrieb nur weiterführen, indem zum Beispiel Familienangehörige unentgeltlich auf dem Betrieb mitarbeiten. Investitionen sind nicht möglich.

Weniger Einnahmen, hohe Kosten im Schweizer Umfeld

Der Milchpreis ist zwar in den letzten Jahren etwas angestiegen, aber nicht im selben Masse wie unsere Kosten. Wir alle haben in den letzten Jahren viel investiert. Unsere Ställe sind hell, geräumig und tierfreundlich. Diese Infrastruktur hat aber auch ihren Preis. Viele Milchproduzentinnen und Milchproduzenten haben sich verschuldet und tragen eine grosse Last.

Die Konsumentinnen und Konsumenten sollen die Wahl haben

Wir wissen, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten bereit wären, einen fairen Preis für Milchprodukte zu bezahlen, sofern sie sicher sein können, dass dieser Mehrwert den Bauernfamilien zugutekommt. Aktuell ist diese Wahlmöglichkeit leider selten gegeben. Zwar gibt es eine Vielzahl an Labels, die besondere Herstellungsbedingungen oder regionale Herkunft hervorheben, doch fehlt es an einem Zeichen, das fair kalkulierte Herstellungskosten garantiert – ähnlich wie es das Fairtrade-Label bei Produkten wie Kaffee, Bananen oder Blumen von Max Havelaar tut.

Unsere Vision: Ein Nettoproduzentenpreis von 1 Franken pro Liter Milch

Alle fordern von uns, dass wir Landwirte unternehmerischer denken und handeln. Dafür fehlt uns allerdings das wichtigste Instrument: nämlich die Möglichkeit, den Preis mitzubestimmen! Deshalb nehmen wir das Heft nun selbst in die Hand – mit der „Initiative FAIR“. Wir sind uns bewusst, dass ein solcher Wandel nicht über Nacht stattfinden wird. Doch auch kleine Schritte sind Fortschritte. Die „Initiative FAIR“ hat einen langen Atem und eine grosse Vision. Wir streben danach, dass wir Landwirte vom Erlös vom Verkauf unserer Milch leben können, und dass unsere Kinder eines Tages einen gesunden, schuldenfreien Hof übernehmen können. Ein fairer Milchpreis, der unsere Betriebskosten deckt, angemessene Löhne ermöglicht, Investitionen in unsere Betriebe finanziert und gleichzeitig das Tierwohl gewährleistet, würde aktuell bei einem Franken pro Liter Milch liegen.

Das Label und Gütesiegel FAIR

Wir setzen nicht nur auf Worte, sondern lassen Taten folgen. Darum haben wir das Label und Gütesiegel „FAIR“ geschaffen. Unser langfristiges Ziel: Wir möchten unsere „FAIR“-Produkte in die Läden bringen. Das kann Milch sein, aber auch weitere Milchprodukte wie Rahm, Butter, Käse oder Joghurt. Wir stellen unser Label aber auch allen Verarbeitern als Gütesiegel zur Verfügung. Sie alle dürfen das Label „FAIR“ verwenden, sofern der erzielte Mehrbetrag den Milchbäuerinnen und -bauern zugutekommt. Das Gütesiegel soll Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten für bewusste Kaufentscheidungen sensibilisieren und die Wertschätzung gegenüber Schweizer Milchprodukten fördern.

Nicht zuletzt zielt das Label FAIR darauf ab, eine Landwirtschaft zu gestalten, in der unsere Nachkommen gesunde landwirtschaftliche Betriebe übernehmen können, ohne sich aus der Milchwirtschaft zurückziehen zu müssen. Indem wir dies gewährleisten, tragen wir nicht nur zum Wohl unserer Familien bei, sondern stärken auch die nationale Versorgungssicherheit. So sorgen wir dafür, dass die Schweiz auch weiterhin in der Lage ist, den eigenen Bedarf an Milch zu decken und in Krisenzeiten unabhängig zu bleiben.

 

share